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Freitag, 8. Juli 2016

Fleischalternativen von Fleischkonzernen – eine echte Alternative?

Immer mehr Fleischkonzerne bieten mittlerweile neben ihrem Fleisch auch vegetarische und vegane "Wurst-Alternativen" an. Meine Bloggerkollegin Anke von http://gemuesebaby.de/ lebt mit ihrem Gemüsebaby vegan. Ich habe sie gefragt was sie von den Fleischalternativen hält 
und dies ist ihre Antwort.

Ein Gastartkel von Anke vom Gemüsebaby.

Fleischalternativen von Fleischkonzernen – eine echte Alternative?

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor einigen Jahren, noch bevor das Gemüsekind geboren wurde, zum ersten Mal auf der Veggie-World in Wiesbaden war. Vegane Wurst hatte ich bis dahin noch nicht so oft gegessen, es gab sie einfach nicht überall. An diesem Tag kaufte ich eine vegane Salami, die mich so an das Original erinnerte, dass ich sie fast nicht essen konnte.

Seit diesem Tag hat sich viel getan und als Veganerin bin ich schon längst keine Exotin mehr, ich muss nicht mehr alles online bestellen oder im Reformhaus kaufen, selbst der kleinste Supermarkt bietet vegane Fleisch- und Milchalternativen an. Das freut mich einerseits, vegan wird immer bekannter, vegane Produkte werden stärker nachgefragt, dass macht den Alltag für mich einfacher. Anderseits sind vor allem im letzten Jahr (so zumindest mein Gefühl) immer mehr Produkte von mir noch unbekannten Marken im Supermarkt aufgetaucht, hinter denen Fleisch- oder Milchkonzerne stecken. Ein Blick auf die Verpackung oder die Website hilft bei der Frage nach dem Hersteller nicht immer weiter, die Konzernstrukturen sind oft undurchsichtig. Bei anderen Produkten hingegen ist es klar, wer der Produzent ist, zum Beispiel bei der Rügenwalder Mühle. Für mich sind diese Produkte aber keine echte Alternative – schon ohne groß darüber nachzudenken kommt es mir einfach falsch vor einen Fleischkonzern zu unterstützen. Denn dieser bietet ja nicht nur die vegane oder vegetarische Wurst an, Tiere werden für die anderen Produkte weiterhin geschlachtet und verarbeitet. Kein Fleischkonzern bietet Ersatzprodukte aus Überzeugung an – es lässt sich einfach zusätzlicher Profit damit machen.

Ein beliebtes Argument ist, dass wenn immer mehr Menschen vegane Produkte kaufen, weniger Fleisch gegessen wird. Das mag stimmen, der Fleischkonsum in Deutschland geht etwas zurück – aber die Fleischkonzerne produzieren dadurch nicht weniger Fleisch, ganz im Gegenteil. Laut der Süddeutschen Zeitung (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vegetarische-fleisch-imitate-warum-fleischfirmen-vom-vegetarier-trend-profitieren-1.2891966) wurden 2015 8,22 Millionen Tonnen Fleisch produziert, so viel wie noch nie. Und der größte Teil davon wird ins Ausland exportiert. Den Tieren ist damit also überhaupt nicht geholfen, ebenso wenig wie mit vegetarischer Wurst, die Hühnereiweiß enthält, dass meist aus Bodenhaltung kommt. Wer Ersatzprodukte von Fleisch- und Milchkonzernen kauft, rettet damit also leider überhaupt keine Tiere.

Und die kleinen veganen Konzerne, die Pioniere der Szene, was macht das mit ihnen? Sie haben nicht die Möglichkeiten einer Rügenwalder Mühle, können im Wettbewerb um teure Regelflächen im Supermarkt nicht mitbieten und können nicht so viel in Werbung investieren. Vegane Unternehmen müssen fürchten (und das ist auch schon passiert) aus den Regalen gedrängt zu werden. Für viele könnte das das Aus bedeuten. Meine Sorge ist auch, dass viele Menschen, die sich jetzt aus einem Trend oder einer Laune heraus fleischfrei ernähren, das nicht für immer tun werden. Ich bin grundsätzlich glücklich über jeden, der aufhört Fleisch zu essen oder tierische Produkte zu konsumieren, aber meine Gründe dafür sind eben andere. Ich ernähre mich und meine Familie rein pflanzlich, da ich nicht möchte, dass für unseren vermeintlichen Genuss Tiere leiden und sterben müssen. Ich schätze sie als Lebewesen und sehe sie nicht als Produkt an. Dazu kommen noch ökologische und gesundheitlichen Gründe. Was ist, wenn der Trend vorüber ist, die Menschen weiterziehen zum nächsten Hype? Die Milch- und Fleischkonzerne können sich einfach wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, die veganen Unternehmen aber gibt es dann vielleicht nicht mehr. Wir haben als Konsumenten die Macht das zu beeinflussen und zu ändern, durch unser Kaufverhalten. Wir kaufen deshalb vegane Produkte von veganen Unternehmen – bitte nutzt euren Einfluss ebenfalls.


Zum Weiterlesen

„Fleischalternativen im Überblick – Marktentwicklung und Hersteller“: http://www.vegan-news.de/fleischalternativen-ueberblick-hersteller/

„Fleischkonzerne expandieren – Verdrängung im Markt der veganen Fleischalternativen“, Interview mit Andreas Bender: http://www.vegan-news.de/fleischkonzerne-expandieren/


Vielen lieben Dank Anke.

Nun interessiert mich noch brennend was Ihr, die Vegetarier und Veganer unter Euch von den "Wurst-Alternativen" großer Fleischkonzernen haltet? Konsumiert Ihr sie oder weshalb seid Ihr dagegen?
Der Stillzwerg

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