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Mittwoch, 9. September 2015

Herz an Herz

10 Monate trug ich dich in mir - unter meinem Herzen. Ich hielt dich geborgen, warm und passte auf dich auf. Ich beschütze dich, hatte Angst um dich und trug dich ganz nah unter meinem Herzen. An einem heißen Sommermorgen kamst du in unsere Familie. Die Verbindung durch die Nabelschnur bestand nicht mehr, aber wir waren weiterhin durch ein unsichtbares Band verbunden. Als ich dich, mein Sohn, das erste Mal sah und in den Armen hielt wusste ich - was bedingungslose Liebe heißt, denn  du hast mich ab dem ersten Moment bedingungslos geliebt und ich dich. Ab diesem Moment schlug mein Herz in deinem Körper, wir waren noch immer verbunden - wir waren eins. 

Den ersten Tag verbrachtest du auf mir und meinem Körper. Du wurdest gestillt, gekuschelt, gestreichelt, geküsst. Du schliefst auf und neben meiner Brust. Das Beistellbettchen benutzen wir nicht, du schliefst bei uns im Familien-Krankenhaus-Bett. Dein kleiner warmer Körper war ganz nah an meinem, wir kuschelten uns aneinander so dass kaum Luft zwischen uns passte. Ich atmete deinen wundervollen, ganz besonderen Duft ein und hielt dich ganz feste - die ganze Nacht. Deine kleinen Hände umschloss ich mit den meinen, dein Kopf lag an meinem Herzen und deine kleine Nasenspitze roch den Duft meiner süßen Muttermilch. Die ganze Nacht und die ganzen Tage im Krankenhaus verbrachten wir Haut an Haut, Körper an Körper und Herz an Herz gemeinsam zu dritt. 

Wir wurden in die große Welt entlassen und ich durfte dir endlich unsere - deine neue Welt vorstellen. 10 Monate kanntest du nichts anderes als den dir so bekannten, lieb gewonnenen, warmen, dunklen, geborgenen Ort in dem du getragen wurdest. Plötzlich war alles anderes, vollkommen neu und fremd für dich. Es war kalt, grell, hell, laut und unbekannt für dich. Diese neue Welt war dir nicht geheuer und am liebsten wärst du wieder in deiner warmen Blase. Ich bin da für dich. Die ersten Tage wurden zu Wochen und zu Monaten. Noch immer schliefst du an und neben meiner Brust, tagsüber wie nachts. Wir verließen das Bett oder die Couch nur um auf die Toilette zu gehen, etwas zu essen und um zu duschen, sonst war da nichts - außer wir zwei. Wir zwei kuschelten die gesamten Tage, Wochen und Monate. Ich erzählte dir, ich sang mit dir, las dir vor und sprach mit dir. Wir beschäftigten uns gemeinsam und spielten miteinander. Wir hatten immer Körperkontakt, schenkten uns gegenseitig Liebe, Nähe, Geborgenheit und Wärme. Es gab nicht viel zu erledigen. Im Haushalt wurde das nötigste gemacht, du sahst mir dabei zu aus deiner Trage oder schliefst oder du warst während dessen mit Haushaltsgegenständen beschäftigt. Wo immer wir waren, trug ich dich weiterhin bei mir - ganz nah an meinem Herzen. Ich trug dich bei der Hausarbeit, beim Spaziergang, im Cafe´, ich trug dich im Garten und bei Verwandten, in deiner Trage. Ich trug dich 10 Monate in mir und nach deiner Ankunft weiter durchs Leben. 


Mit dem Tag deiner Geburt wurdest du aus deiner kleinen geborgenen Welt gerissen, deine Welt wurde zwar zu einer anderen doch die Wärme, Liebe, Geborgenheit und Nähe war noch immer die gleiche. Ab dem ersten Tag deiner Geburt habe ich dich beschützt, auf dich Acht gegeben und dir all meine Liebe geschenkt. Ich habe dich ernährt mit meiner süßen Muttermilch, dich getragen, dich gewärmt und für dich gesorgt. In dieser Zeit hast du auf mir und meinem Mutterkörper gelebt. Wir waren ab dem ersten Tag eine Einheit und schenkten uns gegenseitig Nähe und Geborgenheit. Ich war für dich da als du mich gebraucht hast und gab dir weiterhin das was du benötigt hast und gewohnt warst. Ein halbes Jahr verging so, Herz an Herz.

Du wurdest mobiler und selbstständiger. Du fingst an zu krabbeln, konntest früh laufen und entdecktest deine Welt voller Tatendrang, mit jedem neuen Tag. Du wurdest selbstständiger und groß, doch an deinen Kuscheleinheiten, Stillmahlzeiten, Tragezeiten und an Mamas-Körper-Schlafzeiten hat sich nichts geändert. Noch immer bist du sehr verschmust und suchst meine Nähe so oft wie möglich, dass ist schön weil ich es auch genieße. Unsere Beziehung ist sehr innig, sehr liebevoll und vor allem geborgen. Mittlerweile bist du 2 Jahre alt und ein sehr selbstbewusster, selbstständiger Junge voller Energie. Mit jedem neuen Tag wirst du größer und mit jedem neuen Tag wird mir klar wie schnell unsere erste kostbare Zeit vergangen ist. Kostbar und absolut einmalig. Du brauchst meine Hilfe immer seltener, genau wie meine Muttermilch und die Kuscheleinheiten - doch der gemeinsame Schlaf ist uns geblieben und die Erkenntnis, dass unsere erste Zeit, Herz an Herz, die kostbarste Erfahrung und das schönste Erlebnis  in meinem Leben war - durch Dich mein Sohn. 

Erst lebtest Du in mir.
Danach auf mir und meinem Mutterkörper.
Heute lebe ich mit Dir.
Herz an Herz.
Mein Herz in Deinem Herzen, 
Dich auf Deinem Weg begleitend.

Verena 


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